BACK TO THE ROOTS

22. April 2021

Ein Artikel von: Karolin Janus

ROOTS – HALLE

Gerade laufe ich noch auf einer der Einkaufsmeilen Halles entlang und bin mitten im trubeligen Geschehen der Stadt unterwegs, dann biege ich einmal rechts ab und habe sofort das Gefühl, in einem Hinterhof irgendwo am Mittelmeer zu stehen. Bei meinem ersten Besuch war ich zum Mittagessen hier. Es wurde ein ausgedehntes Mittagessen, im Schatten eines Baumes, umgeben von fröhlichem Stimmengewirr und Gläserklirren. Natürlich gab es einen Wein dazu. Wieso auch nicht. Speist man in südlicheren Gefilden nicht immer so? Dem roots gelingt quasi das „Beamen“ an einen mediterranen, lauschig gelegenen Ort. Irgendwo dorthin, wo ein Mittagessen so lange dauert, wie es eben dauert.

„Ich mag diese chillige Geschäftigkeit, die man hier erlebt, wenn man an einem lauen Sommerabend um die Ecke kommt…”

Dabei liegt das roots aber mitten in Halle. Und es hat eigentlich auch gar nicht den Anspruch, die mediterrane Küche hierher zu bringen. Doch es ist dieses Gefühl, welches man bekommt, erblickt man die hübsch eingedeckten Tische. Es ist das Gefühl, eine Oase mitten in der Stadt gefunden zu haben.


„Ich mag diese chillige Geschäftigkeit, die man hier erlebt, wenn man an einem lauen Sommerabend
um die Ecke kommt. Wenn der Baum blüht, die Lichterkette an ist, man an den Tischen neue und
altbekannte Gesichter entdeckt und gar nicht anders kann, als Hallo zu sagen und sich zu freuen.”

Christian Benndorf ist der Inhaber, Koch und ein lebensfroher Zeitgenosse. Als ich für das Interview ankomme, zuppelt er gerade an der Terrassenbepflanzung umher, und bei einer Tasse Kaffee kommen wir ins Plaudern. Als gebürtiger Jenaer hat er Halle schnell als seine nächste Heimatstadt angesehen und hier sehr lange gelebt, bis es ihn unter anderem nach Leipzig, London, Norwegen und in die Schweiz zog. Um zu kochen. Kulinarische Lehrmeister in vielen verschiedenen Ländern. Zubereitungen, Abläufe und Leitgedanken. Christian hat vieles gesehen und einiges für sich mitgenommen. „So banal es klingen mag, ich erinnere mich noch immer an diesen Satz von Antoine Groot: Das Wichtigste zuerst. Also mache ich immer das, was im Moment wichtig und dran ist, sofort.“ Nach diesem Satz von Christian merke ich, irgendwie stoßen wir in diesem Hinterhof immer wieder auf das Thema back to the roots.

ÖFFNUNGSZEITEN

Mo: 12 – 15 Uhr
Di – Fr: 12 – 15 Uhr & 18 – 23 Uhr
Sa: 18 – 23 Uhr
So: geschlossen


KONTAKT

roots Restaurant & Bistro
Inhaber: Christian Benndorf
Große Ulrichstraße 23
06108 Halle (Saale)

Tel.: (0345) 279 765 27

info@roots-halle.de
www.roots-halle.de
Instagram

Konzentration auf das Wesentliche – das ist es im Prinzip auch, was die Gerichte im roots ausmachen. Christian und sein Team besinnen sich auf die guten „alten“ Werte des Kochens. Nicht ohne Grund finde ich in einem der Regale im Restaurant den Klassiker KOCHEN – 1680 Rezepte für Sie. Na, wer kennt‘s? Hier lautet das Motto „Back to the roots“, ohne dabei altbacken zu sein. Vorzügliche Küche, ohne übertrieben jedem Trend nachzujagen. Eben einfach auf dem Boden geblieben.

„Wir drapieren hier nichts mit Pinzetten auf den Tellern. Wir reichen gute Speisen, die satt machen.
Gekonnt und schön
zubereitete Gerichte. Es geht hier nicht um Hokuspokus, sondern ums Kochen –
back to the roots eben.“

Wer ins roots kommt, wird merken, dass man sich Zeit für jedes einzelne Gericht nimmt. Das beginnt bei der Auswahl der Zutaten und geht mit deren Zubereitung weiter. Das Fleisch kommt von kleinen Fleischern aus Braunsbedra oder Südfrankreich. Der Wein wird vom Weingut aus der nahegelegenen ländlichen Nachbarschaft abgeholt. Alle, die hier arbeiten, leben ihr Handwerk, das Kochen. Hier kommen alle gut und gerne ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker zurecht. „Wir machen jede Jus, jede Soße und jedes Dressing selber. Das dauert oft Stunden, und auch über Nacht muss vieles durchziehen“, erzählt Christian und sieht dabei ziemlich zufrieden und zu Recht stolz aus.

Generell geht es im roots auch darum, eine Kartoffel eben auch mal nur eine Kartoffel sein zu lassen. Angerichtet an einer selbstgemachten Soße, mit ausgewähltem Fisch oder Fleisch, ist es schlussendlich das, worum es geht. Das Team arbeitet Hand in Hand, und es ist unwichtig, ob gerade der Chef persönlich kocht oder nicht. Solides, nachhaltiges und saisonales Kochhandwerk, das wird hier von allen gelebt. Und hat dem roots auch zu seinem Namen verholfen.

Doch da ist noch eine Sache, die bei der Namensgebung nicht ganz unwichtig war. Denn nach all den Stationen in fernen und weniger fernen Ländern und Städten ging es für Christian irgendwann zurück nach Halle. „Eine Frau zieht ja bekanntlich mehr als zehn Pferde“, sagt er und lacht dabei vergnügt. Zurück nach Halle. Zurück in die Heimat, für die Liebe und die Familie, und im Gepäck die Idee, eine eigene Gastronomie zu leiten.

„Halle vereint für mich den Charme einer Kleinstadt und den Trubel einer Großstadt.“

Und genau hier in Halle, unmittelbar an der Großen Ulrichstraße gelegen, so nah am Zentrum und doch so fern vom Lärm der Stadt, ist das roots genau zu dem geworden, was es ist. „Auch wenn ich immer wusste, dass es schwierig wird, in Halle eine Gastronomie zu eröffnen und zu halten, hat sich diese Entscheidung richtig angefühlt, und ich freue mich sehr darüber, dass das roots so angenommen wird.“ „Halle fetzt“, sagt Christian noch mal, und da sind wir uns beide einig.

„Hier kann jeder herkommen. Niemand muss hier den feinsten Zwirn tragen, aber es ist
absolut in Ordnung, wenn dem so ist. Das roots ist für alle, die in Ruhe und vor allem gut
essen wollen.“

Ein gesundes Mittagessen unweit vom städtischen Büro. Ein ausgedehnter Lunch mit Freunden. Ein gemütliches und geselliges Abendessen unter einer im Baum hängenden Lichterkette. Hier im roots ist das alles genau so möglich. „Ich kann hier meinen Jahrestag mit Schlips und Krawatte feiern, aber auch tagsüber vom Einkaufsbummel herfinden und mich dann hier wohlfühlen. Das macht das roots aus“, erzählt Christian weiter.

„Hier ist jeder willkommen. Wir kochen ein solides Mittagessen, aber auch ein 5-Gänge-Menü.“

Ankommen und wohlfühlen ist hier keine platte Werbebotschaft, die Christian an seine Tafel schreibt – dafür ist er im Übrigen auch viel zu bescheiden und bodenständig. Doch es passt. Es trifft es absolut auf den Punkt. Und so ging es mir auch beim Interview. Ankommen und wohlfühlen. Danke an Euch.

Fotograf Titelbild: Markus Steinbach
Fotograf: Michael Palatini
Fotograf: Melanie Hofer

KAROLIN

„Ich hab es bisher leider noch nicht geschafft, mir einmal „roots in the box“ zu sichern. Aber ich bleibe dran :). Doch eigentlich warte ich nur darauf, dass ich endlich wieder mit einer Weinschorle in der Hand mein Mittagessen unter der Lichterkette genießen kann.“

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