EINE HAND VOLL SCHÖNER DINGE

29. April 2021

Ein Artikel von: Karolin Janus

FEINGEMACHT – HALLE

Es passiert immer das Gleiche, wenn ich ins feingemacht gehe: ich stehe vor den großen, hellen Fenstern und habe das Gefühl: Ja, hier kann ich reingehen, ohne mich komplett zu verzetteln. Und dann gehe ich rein und bin weg. Hab ich eben noch mit meiner Einkaufsbegleitung geschwatzt, bin ich jetzt abgetaucht. In eine Welt voller schöner Dinge. Sie hat mich mal wieder in ihren Bann gezogen. Ich schlendere durch die Reihen, vorbei an ausgefallenem Schmuck, Upcycling-Produkten, kunstvollen Drucken, Grafiken, Postkarten und handgearbeitetem Porzellan – und versinke. Überall so wunderschöne Dinge, die mich nicht mehr loslassen.

„Alle Künstler, die hier ausstellen, haben studiert oder durch eigenen Antrieb ihre Berufung gefunden…”

Es ist nicht überfüllt, falls das jetzt für euch so klingt. Das meine ich nicht. Es ähnelt eher einer Ausstellung, die man vielleicht im ersten Moment schon freudig, aber noch ein bisschen nüchtern betritt, weil man nicht so genau weiß, was einen erwartet – um dann gleich darauf völlig in ihr zu versinken. Weil man in jeder Ecke etwas anderes Feines entdeckt. Und wie auch in einem Museum oder in einer Ausstellung, kann ich neben den Produkten lesen, wer der Künstler ist. Wer das erschaffen hat und was die Idee dahinter ist. Das ist toll, denn das schafft eine Verbindung. Eine Verbindung zu den Dingen, die wir uns kaufen, leisten, gönnen, wie auch immer. Es schafft Wertschätzung. Und das ist eine ziemlich wertvolle Angelegenheit. Dies wahrzunehmen kommt uns heutzutage leider viel zu oft abhanden. Doch Constanze Hosp und Nadine Podewski geben das jeden Tag im feingemacht weiter.

„Im Unterschied zum Museum darf man hier aber alles anfassen“, sagt Constanze und lacht dabei. Unter normalen Umständen, versteht sich. Aber das soll jetzt hier mal nicht Thema sein. Nein, hier geht es um schöne Dinge. Und zwar um eine Art Dauerausstellung für Kunst und Design. Mitten in der Großen Ulrichstraße. Die beiden Inhaberinnen Constanze und Nadine legen Wert darauf, dass die Produkte nachhaltig, innovativ, wertig und handgefertigt sind. „Und dabei hat alles eigentlich mit der Weihnachtsausstellung angefangen, oder Halt, erst mit dem Pop-up-Store und dann mit der Weihnachtsausstellung“, erinnert sich Constanze im Interview. „Uns war danach aber ziemlich schnell klar, dass wir das dauerhaft machen.“ Und sie haben es bisher nicht bereut.


„Ich habe hier noch nie etwas Blödes erlebt. Es ist einfach schön, hier im Laden zu sein und auch die Künstler um sich herum zu haben.”

Constanze

Denn das ist eben wirklich eine Besonderheit im feingemacht. Hier werden nicht nur die Produkte der Künstler und Designer aus Halle ausgestellt und verkauft, sondern die Künstler und Designer sind selbst mit vor Ort. Nicht immer alle. Nein, immer nur einer. Aber so haben alle, die hier einkaufen, die Möglichkeit, mit den Erschaffenden selbst ins Gespräch zu kommen.

„Und so wechseln eben auch die Ausstellungen und es kommen immer wieder neue, wunderbare Dinge ins feingemacht.“

Nadine

ÖFFNFUNGSZEITEN

Mo – Fr: 11 – 19 Uhr
Sa: 11 – 18 Uhr

KONTAKT

feingemacht
Inhaber: Constanze Hosp & Nadine Podewski
Große Ulrichstraße 21
06108 Halle (Saale)

Handy: 0151 561 70 730

feingemachtshalle@gmail.com
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Und dennoch ist die Stimmung im Laden nie trubelig. „Es ist irgendwie komisch, auch wenn es hier voll ist, hab ich nie das Gefühl, dass es hier hektisch zugeht“, sagt Constanze. Vielleicht liegt es an der durchdachten Anordnung der Tische? Diese bauen Constanze und Nadine übrigens selbst – „Warum auch nicht…“ Ich freue mich über diese prompte Antwort im Gespräch und erwähne dennoch, dass ich das toll finde. Natürlich mag das kein Hexenwerk sein, aber es ist doch einfach immer wieder schön zu hören, aus wie vielen kleinen Schritten und Aufgaben so eine Idee, so ein Laden erwächst.

Aber von den schönen Tischen und deren Anordnung mal abgesehen, vielleicht liegt diese ruhige Atmosphäre auch an der Tatsache, dass man hier kein Sammelsurium an Dingen findet, die man mal eben schnell anschaut und dann weiterzieht. Hier kann man ausgewählte, wirklich feine Dinge finden, die verzücken. Und mit ´fein` meine ich gar nicht feingliedrig oder so – selbst wenn es hier auch feinen Schmuck zu kaufen gibt. Ich meine feine Dinge im Sinne von schön, nachhaltig, kunstvoll, durchdacht, handwerklich ausgereift. „Alle Künstler, die hier ausstellen, haben studiert oder durch eigenen Antrieb ihre Berufung gefunden. Und das heißt, dass der Fokus bei den Künstlern und Designern, mit denen wir zusammenarbeiten, nur auf eine Sache gelegt wird. Die Ausrichtung ist klar, und so sind auch die Produkte klarer und feiner in ihrer Ausrichtung und in ihrer Ausformung. Das schätzen wir sehr und das ist uns wichtig.“So erklärt sich für mich gleich beim Zuhören – und gewiss auch für euch hier beim Lesen – ganz logisch der Name „feingemacht“. Und trotzdem hake ich noch mal nach. Constanze traut sich fast gar nicht, das zu erzählen und überlegt kurz: „Na, wenn ich ehrlich bin, dann hatten wir den Namen nach zehn Minuten überlegen, er stand also ziemlich schnell fest. Darf man das überhaupt sagen?“ Wir lachen beide. Ja, unbedingt. Umso besser, wenn es so klar ist. Feingemacht. Passt doch. Es ist also wirklich wunderbar, dass es Constanze aus Regensburg und Nadine aus Schwerin vor vielen Jahren schon nach Halle verschlagen hat.

„Halle ist eine wunderschöne Stadt. Sie hat so einen morbiden Charme und es ist vieles noch so unfertig, und dadurch gibt es noch jede Menge Potential.“

Constanze

„Regensburg ist auch wunderschön, aber eben so perfekt und hübsch gemacht. In Halle ist das noch anders, zum Glück. Obwohl man sagen muss, dass sich auch Halle in den letzten Jahren wirklich hübsch gemacht hat.“ Und das wäre eigentlich auch ein ziemlich guter Schlusssatz von Constanze. Aber nein, noch nicht.

Wir trinken noch gemütlich unseren Kaffee aus und plaudern weiter. Über Halle. Über dies und das. Und da fällt mir ein, was ich noch die ganze Zeit fragen wollte: Ist der Kuchen eigentlich selbst gemacht? „Ja, den backen wir“, sagt Constanze zufrieden. Denn seit einer Weile gibt es hier im feingemacht auch eine kleine Kaffee-Ecke mit frischem Kuchen. „Ich mag das sehr. Ich finde den Gedanken schön, dass sich unsere Besucher dann auch mal kurz ausruhen können, vielleicht noch mal in sich gehen und sich dann weiter umschauen. Wie in einem Museums-Café eben.“ Und somit hat Nadine das letzte Wort – zumindest, wie es hier geschrieben steht, denn wir plaudern alle zusammen noch ein bisschen weiter.

Fotograf: Michael Palatini

KAROLIN

„Ich freue mich, wenn ich wieder in aller Ruhe hier durchbummeln und ohne auf die Zeit zu achten, versinken kann. Das feingemacht ist absolut ein Laden, den man begehen und erleben muss und möchte. Ein Online-Bummel ist nie das Gleiche, aber hier nun wirklich nicht. Auf bald :)“

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