AUTHENTISCH – IHRE TÖNE TREFFEN DEN NERV DER ZEIT im Gespräch mit Maria Anna Schwarzberg

20. Januar 2022

Ein Artikel von: Nicole Dalichow

MARIA ANNA SCHWARZBERG – MAGDEBURG

Ein sonniger Morgen in Magdeburgs Altstadt, unweit der Elbe, ich habe eine Tüte mit warmen Brötchen und frischen Croissants in der Hand und bin auf dem Weg zu einem Frühstücksdate mit der Autorin und Podcasterin Maria Anna Schwarzberg.

„Die Hörerschaft wächst stetig…”..

„Die Mischung aus hochsensibel und hochfunktional führt immer wieder zu einem übersteigerten Perfektionismus…”

Wann hast du das letzte Mal etwas nur für dich gemacht, dir bewusst Zeit genommen, um darüber nachzudenken, wie es dir geht, was du brauchst, was dich glücklich macht? Würdest du sagen, du gehst mit dir selbst achtsam um? Wie sehr lässt du dich in deinen Entscheidungen von deinem Umfeld beeinflussen? Nach einem äußerst angenehmen Gespräch gehe ich mit diesen Fragen im Kopf wieder heim.

Es ist nicht unser erstes Treffen. Maria und ich lernten uns über eine gemeinsame Freundin kennen, die der festen Überzeugung war, dass sie uns miteinander bekannt machen muss. Sie hatte recht. Nach einem lustigen ersten Abend kam es, wie es kommen musste, die Chemie stimmte, und ich überzeugte Maria davon, dass es eine sehr gute Idee wäre, wenn sie mit ihrer Expertise das Redaktionsteam von Geheimtipp Sachsen-Anhalt bereichern würde. In Salzwedel geboren und aufgewachsen, war Maria geradezu prädestiniert, die Geheimtipp-Geschichten aus der Altmark, dem nördlichen Teil Sachsen-Anhalts, zu erzählen. Maria gehört aber zu den Sonderfällen im Redaktionsteam und ist nicht nur Teil des Teams. Nein, viel besser! Sie ist selbst ein Geheimtipp und ich habe nun die Mammutaufgabe übernommen, über Maria, ihres Zeichens Autorin (sie hat ganze Bücher geschrieben, aber dazu gleich mehr), einen Artikel zu schreiben. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass mir das durchaus ein paar Schweißperlen auf die Stirn trieb.

KONTAKT

Maria Anna Schwarzberg

vollkommenunperfekt.podigee.io
instagram

 

Maria ist Anfang 30. Sie liebt Harry-Potter-Hörbücher, Gilmore Girls, Alleinzeiten, individuelles Reisen und Spaziergänge an der Elbe. Mit ihrem Mann, ihrer kleinen Tochter und Hund Marley lebt die Autorin seit ein paar Jahren in Magdeburg. Nachdem Hamburg etwas zu groß und hektisch und eine Rückkehr in die altmärkische Kleinstadt unpassend erschien, entschieden sich Maria und ihr Mann, damals noch kinder- und hundelos, ihre Zelte in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt aufzuschlagen. Für Maria ist Magdeburg der Underdog der deutschen Landeshauptstädte: „Wir leben sehr gern hier. Teile unser beider Familie sind in Magdeburg zuhause, hier sind wir Eltern geworden, hier habe ich meine Freiberuflichkeit vorangetrieben, hier kann ich bei Spaziergängen in den Parks auftanken. Wir sind emotional mit dieser Stadt sehr verbunden“, erzählt die Autorin.

Hier in Magdeburg produziert Maria ihren Podcast „Vollkommen Unperfekt“. Im Podcast, der von 2017 bis 2020 als „Proud to be Sensibelchen“ on air ging, dreht sich alles um achtsames, bewusstes und selbstbestimmtes Leben: mal mit Gästen im Interview, mal Maria pur. Auf ihrem Instagram-Profil nimmt uns Maria mit und begleitet teils nachdenklich und mitunter auch sehr humorvoll die Themen. Hin und wieder gibt es dort auch herrliche Behind-the-scene-Einblicke. Und so durften wir auch teilhaben, als die Podcastfolgen noch im Kleiderschrank entstanden. Maria trifft den richtigen Ton: heraus kommen einfühlsame, nachdenkliche, inspirierende und motivierende Hörerlebnisse. Vor ein paar Tagen ist die fünfte Staffel des erfolgreichen Achtsamkeits-Podcasts an den Start gegangen. „Die Hörerschaft wächst stetig“, sagt Maria stolz. Stolz darf sie wirklich sein. Denn mittlerweile zählt der Podcast mehr als 35.000 HörerInnen, die das allwöchentliche mentale  Energie tanken sehnsüchtig erwarten.

Es ist Marias persönliche Geschichte, die diesen Podcast auch im fünften Jahr noch immer so authentisch macht. „Nach meiner Schulzeit und meinem Abitur in einer Kleinstadt habe ich begonnen, in Hamburg Jura zu studieren“, erzählt Maria. „Unbedingt wollte ich in eine Großstadt. Unabhängig sein. Nach einem Jahr an der Uni und einem weiteren Semester, quasi im Fernstudium, weil mir das Uni-Leben zu viel war, musste ich feststellen, dass mich Jura nicht glücklich macht, und so wechselte ich das Studienfach.“ Wenn ihr glaubt, dass nun ihr Autorinnendasein begann: Geduld! Es braucht noch ein wenig. Denn erstmal versuchte sie, ihr Glück mit dem Dualstudium Öffentliche Verwaltung zu finden.

Parallel arbeitete sie bereits als Redakteurin für das Format Mit Vergnügen Hamburg. Damals ein Start-up. Zum Leben hätte das Gehalt nicht gereicht, und noch war Maria auch nicht davon überzeugt, dass sie ihr Schreibtalent zum Beruf machen könnte, und so hielt sie an ihrem Verwaltungsjob fest: „Die Quittung bekam ich dann recht zügig. Irgendwann, ganz kurz nach meiner Verbeamtung wurde dann alles zu viel und es folgte ein mentaler Zusammenbruch. Burnout mit Mitte 20!“

Eine Therapie half Maria in dieser Zeit zu erkennen, dass sie nicht nur hochfunktional Entscheidungen trifft und Ziele verfolgt, sondern dass zudem ihre Hochsensibiltät ihr Leben beeinflusst. „Die Mischung aus hochsensibel und hochfunktional führt immer wieder zu einem übersteigerten Perfektionismus. Permanent war ich damit beschäftigt, Kompromisse einzugehen, um Erwartungen zu erfüllen. Ich bin ständig über meine natürliche mentale Grenze gegangen und habe einfach nicht darauf geachtet, was mir guttun würde, wann ich eine Pause brauche. Und dann zwingt dich dein Körper in die Knie.“ Heute weiß ich das, meint sie.

„Gelernt habe ich, dass es wichtig ist sich bewusst Auszeiten zu nehmen und fordere die auch ein“, erzählt Maria weiter. „Heute kann ich sehr gut mit mir allein sein und genieße diese Alleinzeiten, in denen ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann, in denen ich mich manchmal aber auch einfach nur sortiere oder meinen Akku beim Serienmarathon auflade. Ich habe gelernt, dass ich sensibler und introvertierter bin und dass es völlig in Ordnung ist.“

Mit ihrem Podcast hat Maria diese prägende Zeit ver- und aufgearbeitet und das Thema Hochsensibiltät greifbar und auf charmante Art und Weise an die Öffentlichkeit gebracht. Sie traf den Nerv der Zeit. Nur ein paar Monate nach der Premiere flatterten Verlagsanfragen in ihr Postfach. „Man wollte mich als Autorin! Ich durfte ein Sachbuch schreiben! Das war aufregend“, ihre Augen leuchten, als sie das erzählt. Sie setzte alles auf eine Karte und unterschrieb den Buchvertrag.

Aber EIN Buch ist ja bekanntermaßen KEIN Buch, und so schrieb Maria nicht nur das Sachbuch „Proud to be Sensibelchen“, das im August 2019 beim Rowohlt-Verlag erschien, sondern realisierte nahezu parallel im Selbstverlag über ein Crowdfunding das Buchprojekt „We are proud to be Sensibelchen“ – ein Sammelband mit Texten von 11 AutorInnen.

„Wenn ich heute zurückblicke, dann würde ich sagen, ich wollte immer schon schreiben und was mit Worten machen, ich wollte Autorin werden. Schon zu Schulzeiten habe ich für die Jugendseiten der lokalen Zeitung geschrieben, dachte aber immer, dass es nicht reicht, was ich da mitbringe. Ich habe es mir selber nicht zugetraut. Aber ich erinnere mich so sehr an das Gefühl, als ich das erste Mal für einen Text Geld bekam. Da war etwas, was ich gerne mache, und dann bezahlt mich auch noch jemand dafür. Das war damals der Wahnsinn“, erinnert sich die Autorin.

Aktuell schreibt Maria an ihrem dritten Buch. Ich darf verraten, dass es ein fiktionaler Roman wird über Unabhängigkeit und Abhängigkeit dreier Frauen aus drei Generationen. „Es wird keine Biografie, aber meine Erfahrungen und Erlebnisse lasse ich einfließen.“ Wir sind gespannt und werden berichten. Bis zur Veröffentlichung wird es noch ein bisschen dauern. Wenn ihr also bis dahin etwas aus Marias Feder lesen mögt, empfehlen wir euch, ihre Geheimtippbeiträge. Oder ihr abonniert ihren monatlichen Newsletter.

Fotograf: Michael Palatini

NICOLE

“Mit Maria hatte ich ein sehr wertvolles, tiefgehendes Gespräch über Erwartungen, Unabhängigkeit, Hochsensibilität, Achtsamkeit und Hochfunktionalität, welches mich mit einer neuen Frageliste an mich selbst wieder nach Hause gehen lässt. “

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