Sie atmet dann erst einmal tief ein. Mit dem unverkennbaren Geruch von altem Papier in der Nase begrüßt sie ihre Bücher und Graphiken und versinkt in ihrer Bücherwelt. Nicht selten erschrickt sie beim Blick auf die Uhr, die den Nachmittag und Frau Busse damit anzeigt, dass sie vor lauter Begeisterung für ihre Arbeit ihr Mittagessen vergessen hat. In ihrem zweiten Wohnzimmer, wie sie das Antiquariat auch nennt, hat sie eine Insel der Ruhe, und genau das möchte sie mit ihrer Buchhandlung auch für andere sein.
Wo aus Ehrfurcht Euphorie wird
Die Ehrfurcht vor alten Büchern und Menschen, die das Wissen um sie haben, kann groß sein. Frau Busse sieht es immer wieder, dass PassantInnen einmal, zweimal, dreimal vorbeigehen, stehen bleiben und schauen. Sie schauen, wieder und wieder, dann weicht ihre Scheu der Neugierde für ein bestimmtes Buch oder die besonderen Räumlichkeiten in der Liebigstraße 6 in Magdeburg. „Die Menschen befürchten wohl, dass ich sie die Literaturgeschichte abfrage, dabei lasse ich sie sich gern selbst umsehen. Gleich vorn an der Ladentür habe ich eine Auslage mit Taschenbüchern. Da hat man etwas zum Festhalten und kann danach weiter durch die Regalreihen schauen.“
Frau Busse hat ein gutes Gespür für Menschen, das merkt man schnell. Deshalb hat sie ihr Antiquariat nach ihnen ausgerichtet: In den beiden großen Schaufenstern, durch die man von der Straßenseite hereinblickt, finden sich im rechten zweiwöchentlich wechselnde Auslagen, wie Kinderbücher, Weihnachtsmärchen, Westerngeschichten und vieles mehr, und im linken Graphiken. „Ein Antiquariat darf nicht elitär sein. Es muss Bücher für alle geben“, sagt Frau Busse.
Gerade die Graphiken zogen mit ihrer Inhaberschaft ab 2005 ein, als Annerose Busse überlegte, wie sie lokale KünstlerInnen fördern und ein Antiquariat auch jüngeren Menschen zugänglich machen kann. Natürlich zählen neben dem An- und Verkauf von Büchern und Graphiken auch das Aufstöbern gewünschter Bücher und die Begutachtung von besonderen Einzelstücken und Privatbibliotheken zu ihren Aufgaben.
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