DA MÖCHTE MAN KAFFEE SEIN

24. Februar 2022
Ein Artikel von: Karolin Janus

KAFFEEMÄNNER RÖSTEREI – ASCHERSLEBEN

An einem sonnigen Dienstag pustet mich der Wind regelrecht in einen herrlichen Innenhof aus hellgelben Backsteinen. Ich bleib noch kurz in dem wärmenden Licht stehen, warte auf unseren Fotografen Micha, und gemeinsam gehen wir dann ein paar Stufen abwärts – in die Rösterei von Dominik Rider und Thomas Schatz. Schon nach den ersten Sekunden, den ersten Worten wird klar, wir treffen hier nicht auf zwei kaffeesüchtige „Kellerkinder“, die sich wortkarg zum Rösten unter die Oberfläche zurückgezogen haben. Nein. Wir treffen auf zwei sympathische, offene Kaffeekenner, die in einer eigenen Röstmanufaktur gewissenhaft und wissend, leidenschaftlich und lachend, sorgsam und sichtbar ihren eigenen Kaffee rösten.

Und als wir dann dort zusammensitzen, bestätigt sich mal wieder: die echten Geheimtipps entstehen mit den Menschen, die dahinterstehen. Es sind immer die Menschen, die ein Produkt und einen Ort zu dem machen, was es ist. Und hier in Aschersleben sind es Dominik und Thomas, die jede Kaffeebohne für voll nehmen. Die den umherwirbelnden Bohnen lauschen, während sie im traditionellen Trommelröster schonend ihre besten Aromen preisgeben, und die jedes Knackgeräusch und jeden Braunton der verschiedenen Bohnen kennen.

Bevor ich hier weiter ins Detail gehe, gibt es erst mal einen Kaffee. Von Dominik sorgsam von Hand und mit Filter aufgebrüht. Einen Mexikaner mit einem klaren, kräftigen Aroma und einer überraschend fruchtigen Note. Dabei läuft im Hintergrund Musik, die mich bei den beiden ganz und gar nicht überrascht. Es ist schön hier. Hier bleiben wir auf jeden Fall eine kleine Weile – sitzen und lauschen.

Bevor die beiden zueinander gefunden haben, hat Thomas bereits seinen eigenen, selbst gerösteten Kaffee aus dem Auto und aus der Haustür rausverkauft. Doch warum so weitermachen, wenn es da plötzlich noch jemanden in der Stadt gibt, der für Kaffee brennt? Gemeinsam als „Die Kaffeemänner“ rösten Dominik und Thomas nun seit 2020 in der ganz eigenen Rösterei ihren Kaffee – im traditionellen Trommelröstverfahren, um auf schonende Weise die besten Aromen aus den Bohnen zu locken.

„Mit der Teilnahme an Wettbewerben und Blindverkostungen können wir immer wieder gucken, ob unsere Qualität auch von anderen und eben von einem unabhängigen Publikum als richtig gut eingeschätzt wird.“
Dominik

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Kaffeemänner
Dominik Rider & Thomas Schatz GbR
Hohe Straße 6
06449 Aschersleben

Tel: 0177. 622 011 2

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ÖFFNUNGSZEITEN

Mo & Die: geschlossen
Mi, Do & Fr: 10:00 – 17:00 Uhr
Sa: 10:00 – 13:00 Uhr
So: geschlossen

Mit dem zweiten Kaffee stoßen wir alle zusammen auf den Titel „Beste Rösterei in Sachsen-Anhalt“ an. Der Feinschmecker verlieh den Kaffeemännern diesen wirklich großartigen Titel im Dezember 2021 und schickte sie damit auf die Liste der 500 besten Cafés und Röster Deutschlands. Und noch einmal heben wir die kleinen, gelabelten, cremeweißen Espressotassen, um auf die goldene Auszeichnung der Deutschen Röstergilde für den Espresso „Der Rabenschwarze“ anzustoßen. „Und bei dem Genussstern Sachsen-Anhalt waren wir letztes Jahr auch bei den Finalisten dabei“, erzählt uns Thomas stolz.

Was den beiden neben einer hervorragenden Qualität aber noch sehr wichtig ist, sind die Themen direkter Handel und Nachhaltigkeit.

„Nachhaltigkeit fängt beim Ursprung an.”
Thomas

Diesen Satz sagt Thomas mehr als einmal im Interview, und was so banal klingt, ist eine wichtige und entscheidende Philosophie. Die Bohnen, die in den Säcken neben dem Trommelröster liegen, sind alle aus einem nachhaltigen und transparenten Anbau. Denn es geht darum, gezielt den direkten Kontakt zu den Kaffeebauern zu suchen und herzustellen, darum auch der Anspruch auf DIRECT TRADE. Genau zu wissen, in welcher Region der Kaffee angebaut wird, die Arbeit der Kaffeebauern wertzuschätzen und sich auch zu überlegen, wie man sich selbst vor Ort einbringen kann. Dominik und Thomas geht es nicht um falsch verstandene Siegelsammelei, sondern um den tatsächlichen direkten Handel von einem Rohstoff, den sie anschließend nach bestem Wissen und Gewissen verarbeiten.

Nach unserem Kaffeekränzchen wird der Trommelröster angeworfen. Die hellen Bohnen werden in den Trichter gefüllt und anschließend in der Trommel durchwirbelnd bei max. 200 Grad C für ca. 16 Minuten geröstet. Dominik nimmt zwischendurch immer eine Probe und lauscht auf das erste Knackgeräusch. Meist sind beide Kaffeemänner vor Ort, erklärt mir Dominik. Wenn einer röstet, kann der andere die kaffeeliebende Kundschaft beraten. Denn beim Rösten kommt es auf jede Sekunde an. Und ebenso wie beim Kochen, wenn der Koch besser am Herd stehen bleibt, weicht derjenige, der röstet, dem Trommelröster nicht von der Seite.

Und egal, ob Rösttag oder nicht – jeder, der die Kellerstufen zu den Kaffeemännern herabschreitet, kann so einen Blick hinter die Kulissen werfen. Momentan wird zwei- bis dreimal in der Woche geröstet. Hier findet die Produktion immer sichtbar statt. Die „Kaffeemänner Rösterei“ ist also Produktionsstätte, Werksverkauf, Beratung und Schulung in einem. Dominik und Thomas geben Seminare und Workshops, bieten Verkostungen und Show-Rösten an, sind auf „Kaffeeklatsch“-Tour unterwegs und Thomas gibt‘s zusätzlich beim Podcast „Feine Bohne“ zu hören.

Wer nicht in der Rösterei vor Ort kaufen kann, der findet auch im Online Shop der Kaffeemänner alles. Wobei ich ja sagen muss, wer in der Nähe wohnt, sollte sich schon besser hierher schwingen. Denn online kaufen ist in diesem Falle wie guten Kaffee kalt trinken. Kann man machen. Kann man aber auch lassen.

Und weil wir einmal da sind, bummeln wir im Anschluss an unser Gespräch nochmal durch den Verkaufsraum. Was mir dabei auffällt – jede Tüte, jede Verpackung sieht anders aus.

„Erst hatten wir auch einheitliche Tüten mit unserem Logo drauf. Aber dann dachten wir uns, jeder Kaffee ist ja auch anders, jedes Produkt ist einzigartig, also warum nicht auch die Verpackungen individuell gestalten?”
Thomas

Und so liegen auf dem großen Werkstisch, für alle Besucher sichtbar, große Stempel für die Papiertüten, selbstentworfene Etiketten für die verschiedenen Kaffeeverpackungen und dazwischen kleine Lego-Figuren, die für die Instagram-Storys regelmäßig in den heißen Kaffee hüpfen müssen. Mein Fazit lautet also: eine so authentische und achtsam geführte Rösterei, einen so kompetenten, nachhaltigen und liebevollen Umgang mit Kaffee und so sympathische und kreative Kaffeemänner habe ich noch nie gesehen.

Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss mir erst mal meinen gestern erstandenen „Weltenbummler“ aufbrühen. Wir sehen uns in Aschersleben!

Fotograf: Michael Palatini

KAROLIN

„Wer Lust hat, viel mehr über Kaffee zu erfahren, und Kaffeemann Thomas zuhören möchte, der sollte unbedingt in die Barista-Podcast-Reihe von Feine Bohne reinhören.“

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1 Kommentar
  1. Sven Meinhold
    Sven Meinhold sagte:

    Hey , ich bin gerade zufällig auf diesen tollen Beitrag gestoßen, sehr schön geschriebener Text und tolle Fotos , über die beiden Kaffeejunkies ..Ich kenne Thomas und Dominik seit Sommer 2020, Seit dem bin ich deren Haus und Röster Designer 🙂 und gestalte weitest gehend die meisten Verpackungen und was sonst noch so anfällt. Gerade ist wieder ein Stempel Design in Bearbeitung 🙂
    Beste Grüße Sven

    Antworten

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