Auf der Tafel steht für den ersten Gang „Karotte / Wasabi / grüner Reis“. „Ich möchte, dass die Gäste sich erst ihre eigenen Gedanken machen, was sie sich darunter vorstellen. Sie denken zum Beispiel beim Wasabi an Schärfe, aber meiner ist gar nicht scharf. Ich mag das, bei den geschmacklichen Erwartungen zu überraschen.“, sagt Christian. Und das tut er. Die Möhre ist mit einem 8er-Bohrer durchbohrt und gefüllt. Der Reis ist gepufft, die Sauce nicht grün, sondern rot. Eine milde Chili-Sauce, geschmackvoll und weich, nicht matschig und klebrig wie beim Asia ums Eck. „Gurke / Lauch“ als zweiter Gang entpuppt sich als grünes Ensemble einer kalten Gurkensuppe, in der Gurken-Eis, Gurken-Kaviar, Gurken-Röllchen und flambierter Lauch baden. Ich kann euch sagen: Gurken-Eis ist ein Hit! Mit frischen Zutaten und Raffinesse begeistert Christian uns mit jedem Gang mehr.
Lydia ist zuvorkommend und freundlich, sie bietet einen unaufdringlichen Service. Die Runde um mich herum fühlt sich insgesamt vertraut an, obwohl wir uns erst seit diesem Abend kennen. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben und bin gespannt, was sich hinter „Kabeljau / Kürbis /Kräuterseitling“ als dritten Gang verbirgt. Die dicke Kürbissuppe, die gebratenen Pilze und der Fisch passen fantastisch in den Herbst und Christians Menü. Genau wie „Roastbeef / Gemüse / Kartoffel“. Wir wollen wissen, wie er das Roastbeef so gut hinbekommen hat. Christian holt den Thermomix hervor. „Damit.“ Es entbrennt eine Diskussion über die Wichtigkeit eines Thermomix in der Küche. „Bestellformulare liegen am Ausgang.“, sagt der Gastgeber lachend.
„Christian, ich habe schon so viel von deinem ‚Altmärker Apfel‘ gehört.“, sagt ein Gast. „Ich freue mich, den heute endlich probieren zu können.“ Der ‚Altmärker Apfel‘ und mittlerweile auch die Birne und die Mandarine sind Desserts, die wie richtiges Obst aussehen, aber aus Puddingmousse gefertigt sind. Ich erwarte eine harte Schale als ich den Apfel anstupse, aber meine Gabel versinkt in der Vanillemasse. Die Äpfel sind übrigens auch schon an Silvester auf allen Schiffen der Tui-Flotte als Dessert gereicht worden. „10.000 Äpfel haben wir hier in den Küchen im Anbau hergestellt und nach Shanghai transportieren lassen. Von dort gingen die Äpfel in die ganze Welt.“, erzählt Christian. „Es war schon toll, an Silvester in Dubai zu sitzen und mein eigenes Dessert zu essen.“ Wir schließen den Abend mit Obstler oder Likör. Danach nimmt sich auch Christian einen Stuhl und setzt sich zu uns. Mir wird die heimelige Wohnzimmeratmospähre wieder bewusst. Und trotzdem bin ich eben auch in einem erstklassigen Restaurant.
Christian hat seit Januar 2022 sein Restaurant in Rohrberg in der Altmark gefunden. Neben dem à la Carte-Geschäft gibt es dort einmal im Monat das gewohnte 5-Gänge-Menü – wie Zuhause, aber im neuen Wohlfühlrestaurant. Außerdem gibt es Sonntagnachmittags selbst gebackenen Kuchen und Kaffee.
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