WENN REGIONALITÄT AUF FRUCHTBAREN BODEN TRIFFT

12. November 2020
Ein Artikel von: Nicole Dalichow

APFELPUNKT – MAGDEBURG

Als ich nach meinem Treffen mit Robert vom ApfelPunkt wieder heimfahre und überlege, wie ich euch für diesen Geheimtipp begeistern kann, schießt mir immer wieder dieses Zitat durch den Kopf, welches ich mal auf einer Einladung gelesen habe: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Zugegeben, es ist ein kleines bisschen kitschig und sicher trifft es auf fast alle kreativen Macher*innen zu, die wir hier in Sachsen-Anhalt kennenlernen dürfen. Aber im Fall von ApfelPunkt vielleicht ein klitzekleines bisschen mehr als sonst.

Stellt euch vor, ihr kommt aus Magdeburg, fahrt auf ein Seminar nach Nürnberg, begegnet dort zwei Gleichgesinnten und verlasst das mehrtägige Seminar mit zwei neuen Geschäftspartnern und einer gemeinsamen Geschäftsidee im Gepäck gen Heimat.

„Wir fahren zu den Höfen, suchen uns unsere Partner direkt aus. Wenn alles passt, holen wir die Produkte ohne Umwege in unser Lager…”

Rückblickend ist diese Zufallsbegegnung die Geburtsstunde von ApfelPunkt. Zurück an der Elbe trieben die drei ihr Vorhaben voran. Mittlerweile haben sie als Unternehmen in Magdeburg Wurzeln geschlagen. Ihre Idee ist gewachsen und trägt buchstäblich Früchte!

Wo kommt eigentlich dein Obst und Gemüse her? Ich kann das, dank der Nürnberger Zufallsbegegnung von zwei Magdeburgerinnen und einem Magdeburger, ganz klar beantworten: aus dem Magdeburger Stadtteil Sudenburg. Noch genauer, aus einer kleinen Lagerhalle auf einem Industriehof, in der ApfelPunkt im Frühling 2020 Quartier bezogen hat. Und dort habe ich mich mit Robert, einem der Gründer, verabredet. Quietschend schiebt er das große Rolltor nach oben, und schon stehe ich mittendrin, in einer Art Hofladen, reichlich bestückt mit allerlei Köstlichkeiten aus Sachsen-Anhalt. Denn das ist die Maxime von Apfelpunkt: Alle Produkte sind aus unserem Bundesland!

Es duftet herrlich nach frischen Äpfeln, Birnen und Pflaumen. Das leise Brummen der Kühlraumlüftung durchströmt den Raum. Die Wände ziert ein übergroßes ApfelPunkt-Logo. An den Hallenwänden entlang stehen selbstgebaute Hochtische aus Holz, auf welchen die zahlreichen Produkte präsentiert werden. Hier finden sich unter anderem frisch eingelegte Gurken, Honig aus Magdeburg, erstklassige Speiseöle, selbstgemachter Tomatenketchup, Edelstahlbrotdosen und farbenfrohe Bienenwachstücher.

“Wir möchten für gute Produkte sensibilisieren. Weg von der Masse, hin zu ausgesuchter regionaler Qualität.”

In der Mitte des Raumes werden, wie auf einer kleinen Insel, ausgewählte Kartoffelsorten und Kürbisse in verschiedensten Farben und Formen angeboten und in einem Glaskühlschrank lagert Käse von einem kleinen Milchhof aus der Nähe. Es ist anders als das, was man sich unter einer Lagerhalle vorstellt. Alles ist liebevoll gestaltet und herbstlich hergerichtet. Robert erklärt, dass sich hier einmal pro Woche die Tore für Kunden und Interessierte öffnen und so die Möglichkeit geboten wird, sich von der regionalen Vielfalt zu überzeugen und auch zu verkosten. Er führt mich herum, hat zu jedem Produkt eine Geschichte, weiß genau, wo es herkommt. Deutlich spüre ich seine Begeisterung: „Wir machen das jetzt seit einem guten halben Jahr und haben es geschafft, ein Netzwerk von 30 Höfen und Kleinerzeugern aus der Region rund um Magdeburg aufzubauen und diese sichtbar zu machen. Manche sind so klein, die haben keine Zeit, sich neben ihrer täglichen Arbeit mit Internetauftritten und Vermarktungsstrategien zu befassen. Aber sie haben sehr hochwertige Produkte. Denen geben wir mit ApfelPunkt die passende Plattform, um sichtbarer zu werden. Zum Beispiel auch mit unserem Apfelmarkt, einem Kleinerzeugermarkt, den wir in unregelmäßigen Abständen hier bei uns auf dem Hof veranstalten. Unser Ziel ist es aber nicht, ein Anbieter von Bioprodukten zu sein. Bei uns steht Regionalität im Einklang mit Wertschätzung und Qualität im Mittelpunkt. Das braucht nicht immer die „Biozertifizierung“. Seine Augen leuchten, während er weitererzählt: „Wir fahren zu den Höfen, suchen uns unsere Partner direkt aus. Wenn alles passt, holen wir die Produkte ohne Umwege in unser Lager, und dann geht es im nächsten Schritt auch schon zu unseren Kunden. Als regionale Obst- und Gemüsekiste an Privathaushalte und Restaurants oder auch an Firmen. Letztere können bei uns auch Caterings bestellen, oder wir sorgen mit ApfelPunkt VITAL in den Unternehmen für einen gesunden Frischekick. Hier gibt’s dann in Edelstahlbrotdosen und WECK-Gläsern portionierte regionale Snacks für zwischendurch. Das können Salate, Sandwiches oder frische Joghurts sein. So, wie es für den Kunden passt. Alles ohne unnötige Transportwege und in wiederverwendbaren Umverpackungen.“

Wir werden vom Klingeln seines Handys unterbrochen. „Das ist der Timer für die Sauerteigbrote, die gerade im Backofen sind. Wir müssten zum Basta, da nutzen wir aktuell die Küche“, erklärt er mir. Und so ziehen wir das schwere Rolltor wieder nach unten und gehen nach den Broten schauen. In der Küche herrscht emsiges Treiben. Es backen nicht nur Brote. Suppen und Marmeladen köcheln, und es wird fleißig Obst und Gemüse geschnippelt. „Heute ist einiges los“, meint Robert. „Wir verarbeiten Obst und Gemüse, das keinen Schönheitspreis gewinnen würde, aber von sehr guter Qualität ist, zu Ketchups, Suppen und Fruchtaufstrichen und füllen es in Gläser ab. Die können dann mit den Obst- und Gemüsekisten bestellt werden“, erklärt er mir. Ich lerne Isabelle kennen. Sie ist Ernährungsberaterin und gehört von Anfang an zum ApfelPunkt-Team. Gerade ist sie dabei, Edelstahlbrotdosen und Joghurts in Transportboxen zu stapeln. Von Robert erfahre ich, dass heute noch ein regionales Catering und eine Auslieferung für einen ApfelPunkt VITAL auf dem Programm stehen.

Infos zu allen Angeboten

ApfelPunkt VITAL für Firmen
(gesunder Snack für Mitarbeiter)

Obst- und Gemüsekiste – Lieferung – Mehr Informationen siehe Internetseite

Mo. –  Mi. 12- 14 Uhr  Mittagstisch im Basta / Halberstädter Str. 51 – 53 auf dem Hof

Tel: 0391 – 50 96 88 0

https://magdeburg.store/apfelpunkt

Doch vorher setzen wir unser Gespräch am knisternden Holzofen in der Basta Weintruhe fort. Natürlich interessiert mich Roberts Vita. Ich möchte wissen, woher seine Leidenschaft für hochwertige Lebensmittel kommt. Robert ist Mitte 30, gelernter Koch und war lange Zeit Vollblutgastronom. Nach seiner Ausbildung ist er viel herumgekommen. Hat deutschlandweit und in Österreich als Küchenchef gearbeitet, bei Filmproduktionen als Caterer für gutes Essen gesorgt und in der Schweiz ein eigenes Restaurant eröffnet. Nach zehn Jahren zog es ihn zurück zu seinen Wurzeln, in die Heimat. Er hat in Magdeburgs Gastronomieszene nachhaltig Fußspuren hinterlassen. Wer gern Essen geht und Wert auf Qualität legt, kennt das Flying Fish, die Trattoria Cuochi per Caso, das Culinaria. Alles Restaurants, die Robert mitgestaltet hat.

Mit der Geburt seines Sohnes hat sich dann nicht nur privat einiges verändert. „Vor viereinhalb Jahren bin ich Papa geworden. Klassische Gastronomie und Familienleben sind wirklich schwer vereinbar, und da guckt man dann, was man anders machen kann. Und hier in Magdeburg hat man die Möglichkeit mitzugestalten und sich auszuprobieren. Dafür muss man auch nicht alles neu erfinden. Konzepte, die anderenorts gut funktionieren, sind hier noch gar nicht angekommen, und so kann man hier viel machen“, so Robert. „Mir war es immer wichtig, mit erstklassigen Produkten zu kochen, und ich bin der Meinung, dass es vielen Menschen noch nicht wichtig genug ist, sich mit dem, was sie essen, zu beschäftigen. Das wollen wir mit ApfelPunkt nachhaltig ändern. Wir möchten für gute Produkte sensibilisieren. Weg von der Masse, hin zu ausgesuchter regionaler Qualität. Das bedeutet auch, dass nicht immer alles vorhanden ist, weil wir so auch nur saisonal verfügbare Produkte anbieten können“, erläutert er weiter.

Was seine Vision für ApfelPunkt ist, will ich von Robert zum Abschluss noch wissen. „Wenn ich mir was wünschen darf, dann haben in zwei bis drei Jahren noch mehr Menschen verstanden, dass Qualität auch Geld kosten darf. Mindestens 30 Prozent der Magdeburger Haushalte ernähren sich zu 100 Prozent mit Produkten aus Sachsen-Anhalt. In zahlreichen Unternehmen hat sich unser Apfelpunkt VITAL etabliert. Wir beliefern unsere Kunden mit unserer E-Auto- und Lastenradflotte und vertreiben handgemachte Qualität aus Sachsen-Anhalt in unserem ApfelPunkt-Hofladen mit eigener Produktionsküche.“

Robert muss lachen und meint: „Manchmal hätte ich gern etwas weniger Ideen.“ Ich für meinen Teil mag seine Ideen sehr. Insbesondere weil dadurch Begegnungen passieren, die das Leben wieder ein kleines bisschen wertvoller und lebenswerter machen.

NICOLE

„Seit unser Obst & Gemüse von Robert kommt, lässt sich auch unser Jüngster vom Gemüseessen überzeugen.“

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